So sehe ich das

In regelmäßigen Abständen finden Sie hier meine Antwort auf Briefe, Mails und Anrufe von Hilfesuchenden, wenn es sich um Themen handelt, die viele Menschen beschäftigen. Auch Sie können sich bei mir mit Ihren Problemen melden. Dafür können Sie das Kontaktformular benutzen oder mir einfach eine Mail schreiben. Name und Adresse sind natürlich bei einer Buchbestellung wichtig. Ansonsten, das wissen Sie ja bereits, bleibt alles unter uns. In jedem Fall vertraulich. Und bei Veröffentlichung total anonym. Ältere Beiträge habe ich für Sie aufgehoben.

Hier finden Sie die bisher auf der Website veröffentlichten Antworten. Die jüngsten stehen zu oberst.



Wird unser Sohn vernascht?

Unser Sohn ist 20 Jahre alt, lernt noch. Seit einiger Zeit hat er ein Verhältnis mit einer Frau um die 30. Er fährt jedes Wochenende zu ihr und verbringt seinen Urlaubdort. Es fällt uns schwer, dafür Verständnis aufzubringen. Der Altersunterschied ist viel zu groß. Was soll das werden? Er wird doch nur ausgenutzt. Wie sollen wir uns dazu verhalten?
Familie M.

Wenn man sich mit 20 verliebt, muss daraus nicht gleich etwas werden. Das trifft auch für eine Freundin im gleichen Alter zu. Der Traum von der großen Liebe, das Abheben mit wunderbaren Gefühlen sollte nicht sofort mit Lebensplanung und Zukunftssichten verbunden sein. Ich kann Sie auch beruhigen, denn das durchschnittliche Heiratsalter der Männer ist bei uns inzwischen auf 32 Jahre geklettert. Da hätte er noch viel Zeit Es ist nicht gleich verantwortungslos, mal ein bisschen zu schweben. Also gönnen Sie Ihrem Sohn diese prickelnde Episode, ohne ihren moralischen Zeigefinger zu heben. Überprüfen Sie generell Ihr Verhältnis zu ihm. Er ist Ihr Kind ein Leben lang, aber behandeln Sie ihn mit 20 nicht mehr so. Materielle Abhängigkeit bei langer Ausbildung verführt Eltern manchmal dazu,  in Töchtern oder Söhnen keine selbständigen Erwachsenen zu sehen. Sie maßen sich dann an, sich überall einzumischen. Ich meine, es geht Sie eigentlich nichts an wie alt seine Freundin ist. Sie haben nicht geschrieben, dass er seine Pflichten in der Ausbildung vernachlässigt. Es stimmt Sie traurig, dass er mit der jungen Frau so viel Zeit verbringt. Das verstehe ich. Aber mit einer jüngeren Freundin würde das wahrscheinlich nicht anders sein. Verliebtheit treibt nun mal zusammen.

Sie tun gerade so, als könne die junge Frau Ihren Sohn vernaschen. Gegen seinen Willen missbraucht wird er sicher nicht. Für Ihren Sohn ist das eine spannende Geschichte.Von einer 30jährigen begehrt zu werden, das lässt den Puls schon etwas stärker pochen.Damit hat er sicher vielen Altersgenossen etwas voraus, die ihre Erfahrungensammeln, indem sie um die Häuser ziehen. Ihr Sohn kann mehr fürs Leben lernen. Frauen, die sich mit so einem jungen Kerl einlassen, sind in der  Regel selbstbewusst, stellen nicht Sicherheit in den Vordergrund, verstehen etwas vom Leben und vom Sex. Da kann  das Anspruchsniveau des jungen Mannes an eine spätere Partnerschaft geprägt werden. Er wird nur gewinnen, auch wenn er diese Liebe eines Tages verliert. Selten werden in solchen Beziehungen mütterliche Gefühle bedient. Dafür sind nur Typen geeignet, die nichtselbständig sind, sich nicht abnabeln wollen und ewig kleine Jungen bleiben.Auch Sie sind bei der älteren Freundin gut aufgehoben, weil sie es versteht, zwischen Mama und Geliebte zu balancieren.

Seien Sie einfach nett zu der jungen Frau, falls Sie mal bei Ihnen auftaucht. Und gehen Sie davon aus, dass sie nicht unbedingt Ihre Schwiegertochter werden will.

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Fremdgehen aussitzen?

Ich lebe seit fünf Jahren mit einer Frau zusammen. Seit einiger Zeit weiß ich, dass sie ein Verhältnis mit einem anderen Mann hat. Zu Hause lässt sie sich nichts anmerken. Alles ist freundlich wie immer, nur die Nähe fehlt. Das hatte mich auch veranlasst, ihre Termine und Treffs zu beobachten. Ich weiß nun nicht was ich machen soll. Ich will diese Frau nach vielen anderen Enttäuschungen auf keinen Fall verlieren. Soll ich sie zur Rede stellen? Oder wäre es klüger darauf zu warten, dass sich die Sache irgendwann erledigt?
Andreas P. , 37

Da Sie das Fremdgehen Ihrer Freundin mit detektivischer Gelassenheit beobachten, sollten Sie noch einen Moment inne halten, bevor Sie den Fall aufdecken. Obwohl es fünf Jahre lang keine Anzeichen für Unzufriedenheit gab, muss es wohl doch Gründe geben, dass sich die Frau mit einem anderen Mann nun zeitweise von Ihnen entfernt. Irgend etwas läuft in Ihrer Beziehung nicht so rund wie Sie bisher angenommen hatten. Obwohl Krisen immer von beiden Seiten produziert werden, sollten Sie jetzt mal nur in sich hineinhorchen. Wo gab es Defizite? Was war zum Beginn Ihrer Bekanntschaft anders als heute? Wurde mehr miteinander geredet? War der Sex explosiver? Waren Sie mehr unterwegs? Was haben beide von dem realisiert, dass Sie sich anfangs gemeinsam vorgenommen hatten? Oder etwas deutlicher - haben vielleicht Gleichförmigkeit, Bequemlichkeit und Ideenlosigkeit die Oberhand bekommen? Das ist oft ein schleichender Prozess. Man will es nicht, aber es passiert trotzdem. Das Begehren geht flöten.

Ihr Anspruch, diese Frau auf keinen Fall verlieren zu wollen, ist löblich, lässt aber auch auf ein bedrohliches Klammern schließen. Mit dieser Frau sollen alle bisherigen Enttäuschungen ausgeglichen werden. Hier darf nichts mehr schief gehen. Vielleicht war diese Endgültigkeit schon immer ein Problem bei Ihren Bekanntschaften? Ein solches Ziel, gar nicht mehr los lassen zu wollen, kann Enge schaffen, die wirklichem Vertrauen im Wege steht. Das nimmt der Liebe die Leichtigkeit und macht es einem lockeren Verführer nicht all zu schwer, mit Charme und Spass zu punkten.

Dass Sie in Erwägung ziehen, das Fremdgehen Ihrer Freundin auszusitzen, verrät auch etwas über Ihre verhaltenen Emotionen. Nur kein Risiko eingehen. Lieber ertragen Sie den Schmerz, als sich beide in einer offenen Auseinandersetzung auf die Probe zu stellen. Ich weiß nicht, ob die unkämpferische Variante nicht zu sehr nach Taktieren riecht. Davon könnte wieder der Liebhaber profitieren. Dabei will ich nicht ausschließen, dass das Abenteuer vorüber geht und die Frau ohne jede Mühe Ihrerseits wieder in Ihre Arme fällt.

Fremdgehen ist kein zwingender Grund, eine funktionierende Beziehung aufzugeben. Manchmal trägt der Seitensprung sogar dazu bei, positive Spannungen aufzubauen. In Ihrem Falle sollten Sie aber Ihren Wunsch, die Frau nicht verlieren zu wollen mit etwas mehr Nachdruck vortragen. Stellen Sie sie nicht zur Rede, reiten Sie nicht auf Einzelheiten herum, keine hinterhältige Fragerei. Sagen Sie ihr auf den Kopf zu was Sie wissen und fühlen. Lassen Sie sie nicht in eine Lügenfalle laufen. Geben Sie sich beide Zeit, über Ihre Beziehung nachzudenken.Vielleicht ginge auch alles etwas schneller, wenn Sie bei einem Treffen Ihrer Frau mit dem anderen Mann aus der Deckung kommen. Früher haben sich die Revalen duelliert. Heute könnte Courage ungebochenes Begehren signalisieren.

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Unter Stress ein Schlappschwanz?

Wir glauben, dass wir zusammen gehören - und doch gibt es ein riesiges Problem. Seine Erektion ist nicht stabil genug. Er hält sich für einen Versager und meint, wenn es im Bett nicht klappt, hätte es mit uns keinen Sinn. Ich sehe das nicht so, weil ich weiß welchen Stress seine Scheidung verursacht. Und dass er auf Arbeitssuche ist, spielt sicher auch eine Rolle. Was kann ich tun, dass er sich nicht weiter in das Problem hineinsteigert?
Coroline, 46

Miteinander über alles reden zu können, ist wichtiger für die Partnerschaft als ständig funktionierender Sex. Das sehen Männer, wenn sie gerade eine kleine Krise haben, allerdings anders. Sie sind, was ihre Potenz angeht, sehr sensible Wesen. Darum sollten Gespräche über sein Problem offen und konstruktiv sein. Trostpflästerchen, sicher liebevoll gemeint, machen alles nur noch schlimmer. Vermeiden Sie also solche Sätze wie: "Das kann ja jedem mal passieren" oder " Das wird schon wieder." So spricht man mit einem kranken Pferd, aber nicht mit einem Mann der gerade eine Selbstbewusstseinskrise hat.

Sie haben schon den Finger auf der richtigen Stelle. Stress, egal ob durch eine partnerschaftliche Situation, zu viel oder gar keine Arbeit verursacht, mutiert zum wahren Lustkiller. Im Kopf fängt der Sex an. Und wenn der mit Sorgen und Ängsten blockiert ist, werden nur noch schwache Impulse über die Nervenbahnen an das beste Stück geleitet. So wie sexuelle Fantasien spontane Erektionen auslösen können, sind negative Gedanken totale Bremser.

Stress vermindert auch die Produktion des männlichen Sexualhormons Testosteron. Den Punkt aufs "i " setzt die überzogene Erwartungshaltung über die eigene Leistungsfähigkeit. Und schon ist der Kreis, der für immer wiederkehrende Versagensängste sorgt, geschlossen. Es bringt also nicht viel, es immer wieder zu versuchen. Denken Sie daran, Sex ist mehr als Geschlechtsverkehr. Gönnen Sie sich entspannende Momente für Nähe und Romantik. Ein gemeinsames Bad, eine schöne Verwöhn - Massage, passiver Sex, der ihn gar nicht fordert. Übernehmen Sie einfach die Regie und denken Sie mal gar nicht an sich. Zeigen Sie ihm, dass Sie auch Freude empfinden, nur ihn zum Höhepunkt zu bringen.

Vertagen Sie die ganz heißen Nächte bis die gegenwärtigen Probleme gelöst sind und Sie sich beide wieder aufeinander konzentrieren können. Wenn Ihr Partner dennoch meint, er müsste sich und Ihnen jetzt etwas beweisen, dann soll er es mit einer Potenzpille versuchen. Lust ist natürlich auch hier Voraussetzung. Die Wirkstoffe überbrücken aber zuverlässig alle Schaltstellen von oben nach unten. Für manche Männer reicht es, zu erleben, dass "Er" sich ja doch aufrichtet und wie früher gut durchhält. Sie glauben wieder an sich und können bald auf die Pille verzichten.

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Stets das letzte Wort behalten?

Wir sind eine junge Familie, die sich leider ständig streitet. Es sind immer Kleinigkeiten. Mal ist es die herumliegende Jacke, mal eine Vergesslichkeit. Ich werfe meiner Frau oft vor, dass sie dem Sohn (4 J.) zu viel durchgehen lässt. Solche Streitereien führen dazu, dass wir tagelang und länger kein Wort miteinander reden. Zum Schluss wissen wir nicht was der Auslöser für das Schweigen war. Andreas K., 33

Noch ist Licht am Horizont. Der Kleinkrieg hat Sie noch nicht ganz abgestumpft. Dennoch ist die Situation höchstgefährlich, denn Sie streiten destruktiv. Es geht lediglich darum, dem Anderen einen Hieb zu versetzen. Da ist die Lust, das letzte Wort zu behalten und ständig zu provozieren. Auf die Dauer führt Angriff und Verteidigung zum Dauerkrieg mit spürbarer emotionaler Entfremdung. Ein teuflischer Boden für weitere Sticheleien. Das ausgeprägte Schweigen nach Ihren Auseinandersetzungen macht bereits den Stellungskrieg sichtbar. Sie beherrschen es nicht, eine strittige Situation mit einer Einigung oder einem Kompromiss zu beenden. Jeder will Sieger sein. Eitelkeiten und Machtpositionen bleiben besetzt. Das Ausschweigen ist Ausdruck von Resignation und Bestrafung.

Gar nicht mehr reden ist schlimmer als streiten. Alles wird zur Kraftprobe. Wer hält es ohne Worte am längsten aus? Und dann läuft auch noch die Wiederaufnahme der Kontakte nicht eindeutig. Sie tun beide so, als sei nichts gewesen und verpassen jedes Gespräch über den partnerschaftlichen Konflikt. Kein Bedauern, keine Entschuldigung. So erkennen Sie nicht, dass die beidseitigen Feindseligkeiten aus emotionalen Enttäuschungen und unerfüllten Erwartungen gewachsen sind. Es geht nicht vordergründig um die Jacke am falschen Platz und Fehler bei der Kindererziehung. An den kleinen übersehbaren Ärgernissen entladen Sie Ihren Frust über zu wenig Freundlichkeit und Liebe. Da hilft nur ein deutlicher Ruck. Schauen Sie zurück wie Sie zu Beginn Ihrer Ehe miteinander umgegangen sind.

Geben Sie dem Humor und dem Wörtchen "bitte" eine Chance, wenn es etwas zu "meckern" gibt. Auch ein Lob streichelt die Seele. Wissen Sie nicht immer alles gleich besser, auch wenn Sie es anders machen würden. Tragen Sie beidseitig fünf Schwächen zusammen, die Sie sich gegenseitig nicht mehr austreiben wollen Also lernen Sie ganz bewusst, etwas zu überhören und zu übersehen - das ist die Basis für Toleranz.

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Von einem Nest in das andere?

Ich bin seit 40 Jahren verheiratet. Mein Mann war immer ein liebloser Mensch. Jetzt, wo wir älter sind und nicht mehr arbeiten, wird das schlimmer. Darum wollte ich endlich etwas ändern in meinem Leben und habe in Anzeigen nach einer neuen Bekanntschaft gesucht. Der Mann, den ich gefunden habe, erwartet, dass ich alles stehen und liegen lasse und zu ihm ziehe. Warum bekomme ich das nicht fertig?
Monika R.,62

Sie haben Angst. Ganz verständlichen Bammel davor, sich wieder in eine neue Abhängigkeit zu begeben. Wer so konsequent von Ihnen eine totale Umstellung Ihres Lebens fordert, ist entweder bis über beide Ohren verliebt und möchte Sie mit niemand teilen oder er ist ein Typ ohne jedes Toleranzgefühl. Egal wie - beides riecht ein bisschen nach Besitzergreifen. Allerdings ist dem Mann nicht zu verdenken, dass er von Ihnen klare Entscheidungen erwartet. Eine Affäre hatte er sicher nicht gesucht. Das muss trotzdem nicht bedeuten, dass Sie gleich von einem Nest in das andere fallen.

Trennung im Alter ist immer auch Verlassen von Vertrauen, von Verlässlichkeit - bei aller Lieblosigkeit. Dennoch haben immer mehr ältere Paare den Mut, sich scheiden zu lassen. Das hängt zweifellos mit der gewachsenen Lebenserwartung von Frauen und Männern zusammen. Wenn heute 60jährige durchschnittlich noch 20 bis 24 Jahre vor sich haben, dann lohnt es sich, noch mal nach einer neuen Liebe zu suchen. Wer sich 14 Jahre jünger fühlt und tatsächlich mindestens 8 Jahre jünger aussieht, wie Untersuchungen herausgefunden haben - darf sich eingestehen, dass er in der oft bewunderten langen Ehe längst den richtigen Zeitpunkt für eine Trennung verpasst hatte. Scheidungsbegehren im Alter entsteht selten durch akute Streitigkeiten. Der Hintergrund ist meist ein Schwelbrand, der nie gelöscht wurde. Die Lieblosigkeit in Ihrer Beziehung ließ sich ertragen, weil es andere Themen gab. Kinder und Arbeit haben die Leerstellen in der Partnerschaft gefüllt. Nun aber fällt beides weg. Jetzt wird alles sichtbar, was schon immer nicht stimmte. Sie haben es beide nur noch mit sich selbst zu tun.

In meinem neuen Buch "Warum denn nicht!" entschließen sich Frauen sehr schnell für einen neuen Mann und sind schon fast zu abenteuerlichen Entscheidungen bereit, weil sie eigenständig, selbstbewusst, unabhängig sind. Dieses Stück Leben mit sich selbst fehlt Ihnen. Darum möchte ich Ihnen empfehlen, erst einmal räumlichen Abstand zu Ihrer Ehe herzustellen. Ziehen Sie aus, aber bei keinem ein. Genießen Sie Tage ohne Bevormundungen und Lieblosigkeit, aber auch ohne neue Verpflichtungen und geforderte Nähe. Sie werden dann keine Flüchtende mehr sein, die auf "Asyl" angewiesen ist. Das nimmt alle Schleier aus Ihrem Blick auf den Mann, der möchte, dass Sie jetzt zu ihm ziehen. Vielleicht entpuppt er sich als einer, der sich nur gut versorgt wissen wollte durch eine Frau. Viel besser wäre, er sucht mit Ihnen nach Kompromissen für eine ganz neue Gemeinsamkeit. Oder Sie entdecken auf diesem Wege, dass es noch ganz andere Männer gibt, mit denen es sich leben lässt. Auf keinen Fall wünsche ich Ihnen, dass Sie reumütig nach Hause zurückkehren.

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Funkstille nach jedem Treffen?

Es sind zärtliche und intime Begegnungen, wenn ich mich mit ihm treffe. Danach tritt Funkstille ein. Keinerlei Bedarf seinerseits, miteinander zu sprechen. Nur so könnte man unsere räumliche Entfernung, überbrücken. Kann es daran liegen, dass er nach vielen Enttäuschungen lange allein lebte? Sollte ich mit meinen Gefühlen sparsamer umgehen?
Melina K., 37

Männer und auch Frauen, die bei einer neuen Bekanntschaft ihre vorher gemachten schlechten Erfahrungen vor sich hertragen, suchen einen Seelentröster oder Therapeuten. Es fehlt ihnen an Optimismus und Aktivität. Sie wollen nicht in die Zukunft investieren. Diese Zurück- haltung von Gefühlen nötigt in diesem Falle Sie dazu, ständig zu beweisen, dass sie es ehrlich meinen, ihn mögen, sich sehnen. Er nimmt Ihr sichtbares Interesse entgegen, ohne zu erkennen, dass dieses Ungleichgewicht von Gefühlsäußerungen bei Ihnen zur Verunsicherung führt. Hinzu kommt, dass er durch das wieder aufgenommene Jungge- sellenleben bisher nur mit sich beschäftigt war und es verlernt hat, partnerschaftlich zu kommunizieren. Und Sie machen den Fehler, die entstandene Intimität für den Start in eine feste Beziehung zu halten. Wirkliche Intimität eines Paares ist aber mehr als Sex. Das ist vor allem das Gespräch, der Austausch von Gedanken, das Diskutieren und Ausfechten von gemeinsamen und gegensätzlichen Standpunkten. So gesehen, ist intensive und regelmäßige Kommunikation wichtiger als Sex für die Harmonie eines Paares. Zu fragen bleibt, was will er eigentlich? Warum hat er eine Frau gesucht und Sie kennen gelernt? Weil er nicht immer allein sein möchte. Weil es leere Momente in der Frei- zeit gibt. Weil er sexuelle Be- dürfnisse hat. Dafür könnte eine lockere Beziehung auf Abruf ohne dauernde Rückmeldung genügen. Es deutet alles darauf hin, dass sein Bedarf an Nähe mit den schönen Stunden ihrer Treffen gestillt ist und er generell über ein Zusammenleben nicht nachdenkt. Das ist keine Absage an Sie. Es fehlt lediglich die Absicht, sein Leben ganz und gar mit einer Frau zu teilen. Nun will ich Sie warnen, eine ja doch noch recht frische Beziehung mit Zukunftsträumen zu überfordern. Anstatt Ihre Gefühle auf Sparflamme zu setzen, sollten Sie Ihre Vorstellungen von Partnerschaft nicht hinter Kränkung verstecken. Wenn sich daran immer wieder die Geister scheiden, passt etwas nicht zusammen.

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Weihnachtsmann sucht Weihnachtsfrau?

Jetzt, so kurz vor Weihnachten, fällt mir mein Singleleben wieder auf die Füße. Überall wird die Liebe des Lebens versprochen - nur anrufen oder anklicken. Auch das war bei mir bisher erfolglos. Ich dachte, dass gerade jetzt ein guter Zeitpunkt ist, weil viele Menschen Weihnachten nicht allein sein wollen. Was mache ich falsch?
Henry K., 29

Die große Liebe ist weder an Jahreszeiten noch an Feste gebunden. Rührseligkeit und Sentimentalität sind schlechte Ratgeber bei der Partnersuche. Sie füllen höchstens die Kassen der Anbieter. Auch wenn das Geld in der Zeit des Schenkens etwas lockerer sitzt, immer auf das Kleingedruckte gucken. Wie teuer ist mein Klick, mein Anruf wirklich? Für eine Zweckgemeinschaft mit schnellem Verfallsdatum meist zu teuer. Wenn weiter nichts als Einsamkeit verbindet, ist eine solche Beziehung nur dazu geeignet, sich vorübergehend gegenseitig ein wenig zu trösten. Außerdem ist es wirklich nicht sehr originell, wenn der Weihnachtsmann nach der Weihnachtsfrau sucht. Ganz zu schweigen von all jenen, die ständig mit dem Toaster flirten und dem Kühlschrank Guten Morgen sagen. Kontakthilfen greifen nur, wenn man zugespitzt sagt, was man wirklich will und ehrlich mit sich selbst umgeht. Mitunter wird auch Interesse provoziert, wenn jemand kundtut, was er oder sie gar nicht mag. Da das Suchen aus der Ferne und die damit verbundene Anonymität sehr dazu verleiten, sich von der Realität zu entfernen, ist es oft mehr Unterhaltungsprogramm als ernsthafter Partnermarkt. Und es ist bequem, denn keiner muss sich persönlich einbringen. Es lässt sich nach der Liebsten vom Sofa aus in Unterhosen suchen. Wer nicht ins Profil passt, wird weggeklickt. Dennoch ist es eine Chance, einen Menschen zu finden, dem man sonst niemals begegnet wäre. Bleiben Sie also dran. Auch - oder besser gesagt, gerade nach Weihnachten. Da treten nämlich die Entschlossenen in die Netze, die wieder mal ihr Leben umzukrempeln wollen. Das sollten auch Sie tun, indem Sie mehr über Ihre Interessen und Neigungen nachdenken. Suchen Sie nach Gruppen und Vereinen wo Sie Gleichgesinnte treffen. Trauen Sie sich einfach mal, eine sympathische Frau anzusprechen. Im Supermarkt, auf dem Bahnhof an der Dönerbude. Treten Sie mit eigener Aktivität in Wettbewerb zu den Kontakthilfen. Wenn Sie das eine tun, ohne das andere zu lassen, bleiben Sie lebendig für die wirklich großen Gefühle. Und da ist es dann egal, ob es Sie am Monitor oder in der Turnhalle erwischt.

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Verscheucht das Baby die Töchter?

Als unsere Tochter sechs Jahre alt war, hat meine Frau mich und das Kind verlassen. Durch meine zweite Ehe kam eine gleichaltrige Stiefschwester hinzu. Wir sind eine richtige Familie geworden. Als die Mädchen 15 waren, wurde ein Brüderchen geboren. Während die Tochter meiner jetzigen Frau, nun fast 18, bereits einen festen Freund hat, zog meine Tochter von heute auf morgen zu ihrer Mutter. Sie hatte ihr immer nur Enttäuschungen bereitet. Habe ich mir das verdient?
Michael K., 45

Wer Kinder ins Leben führt, verdient dabei nichts. Eltern sind in erster Linie Gebende. Wenn Kinder dann eines Tages auch wieder Gebende sind, wurde alles richtig gemacht. So weit ist es aber bei Ihrer Tochter noch nicht. Sie hatte in der Kinder- und Jugendzeit viel zu verarbeiten. Die Trennung der Eltern traf sie wie der Blitz. Sie erlebte eine Mutter, die ihr persönliches Glück in den Vordergrund stellte. Dann muss sich das Mädchen in eine neue Familie einpassen. Solche Prozesse dauern vier bis fünf Jahre bis alles richtig zusammengewachsen ist. Als jeder seinen Platz gefunden hatte, kommt ein drittes Kind dazu. Das späte Wunder, der totale Sonnenschein. Sie glaubten, dass sei für die Mädchen kein Problem, da sie je bereits alt genug waren, eigene Wege zu gehen. Irrtum. Gerade Jugendliche, die eine sehr sensible Zuwendung der Eltern brauchen, empfinden so kleine Geschwister als Eindringlinge in das Leben von Erwachsenen. Und das bedeutet Rückschritt, Rücksicht, Rückzug. So entstehen seelische Freiräume, die gefüllt werden müssen. Bei Ihrer Stieftochter schafft die Jugendliebe den Gefühlsausgleich. Ihre Tochter wird scheinbar durch die Mutter aufgefangen, die jetzt endlich mal eine Aufgabe bekommt. Es ist nicht auszuschließen, dass auch dieser Kontaktversuch schief geht. Unterlassen Sie jede Häme, wenn Ihre Tochter bald wieder bei Ihnen einfliegt.

Betrachten Sie das alles nicht als Schlag gegen Ihre Mühe und Liebe. Die Abnabelung wäre ohnehin erfolgt. Ihr kleiner Sohn hat das nur beschleunigt. Lassen Sie die Tür offen, damit die Mädchen immer den Kontakt zum Rest der Familie behalten. Beide Töchter haben jetzt keine Chance, ein geschwisterliches Verhalten zu leben. Zu sehr sind sie mit ihren eigenen Wegen ins selbständige Leben beschäftigt. Sie werden das Nesthäkchen entdecken, wenn es erwachsen wird. Und über den abrupten Abgang Ihrer Tochter müssen Sie sich nicht wundern. Sie gibt nur etwas zurück, was sie selbst erfahren hat. So tief sitzt es, verlassen zu werden. Sagen Sie ihr trotzdem, dass sie traurig sind.

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Fragen, die nach 20 Jahren deutsche Einheit immer noch gestellt werden

Liebte Ost anders als West?

Ich denke, die Liebe ist etwas, das alle Menschen eint. Dieses wunderbare Gefühl ist unbestechlich. Nur die Bedingungen für Liebe und Sexualität sind unterschiedlich. Wertvorstellungen werden ganz erheblich von einem gesellschaftlichen Klima geprägt in dem die Liebenden leben. Und da gab es zwischen Ost und West schon Unterschiede. Mir fällt zuerst das Geld ein. Finanzielle Erwägungen spielten bei der Partnerwahl im Osten kaum eine Rolle. Keiner suchte nach dem gut situierten Mann oder der Frau. Es gab keine Eheverträge, um die eigenen Pfründe im Falle einer Trennung zu sichern. Sex war keine Ware, die überall gekauft werden konnte. Die Berufstätigkeit der Frauen - auch nach der Hochzeit und dem Kinderkriegen - hat Beziehungen auf Augenhöhe geschaffen. Keiner war vom anderen abhängig. Das hat ein Höchstmaß an Gleichberechtigung geschaffen, obwohl die Frauen mit familiären Aufgaben belasteter waren als die Männer. Aber dieser Weg der Emanzipation hat nicht zu einem Geschlechterkampf geführt, der Frauen aufs hohe Ross setzte und Männer feministisch verunsicherte.

Und was die sexuelle Revolution des "alten" Westens betraf, so fand sie auch im Osten statt. Nur mit weniger Getöse. Einfach lautlos und unauffällig. Dafür aber vielleicht mit mehr Nachhaltigkeit. Dass allen Frauen und jungen Mädchen hormonelle Schwangerschaftsverhütungsmittel kostenlos vom Arzt verschrieben bekamen, wenn sie das wünschten, wirkte nach außen wie eine schlichte soziale Maßnahme. Sie hatte aber im Zusammenhang mit der Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruches eine enorme Auswirkung auf die Sexualität. Endlich war es möglich, Fortpflanzung und Lust sicher voneinander zu trennen.

Wurde im Osten so früh geheiratet, weil man dann zu einer eigenen Wohnung kam?
Erklären sich so vielleicht die vielen Scheidungen in der DDR?

Dass Ehen übereilt geschlossen wurden, ist richtig. Dass es nur wegen einer Wohnung passierte, halte ich für Quatsch. Geheiratet wurde in erster Linie, weil sich ein Paar geliebt hat. Und da gab es damals nicht so viel abzuwägen, zu bedenken, zu befürchten. Kurz gesagt, die heutigen Ängste fehlten. Werde ich demnächst noch Arbeit haben und Geld verdienen? Kann ich eine Wohnung bezahlen? Können wir uns jetzt ein Kind schon leisten? Der Weg in die Ehe wurde mit allerhand finanzieller Förderung leicht gemacht. Und da ordnet sich natürlich auch der bevorzugte Anspruch auf eine Wohnung ein. Man konnte sich auch unkomplizierter trennen, wenn es schief lief. Dass viele dieser jungen Ehen nicht hielten, hängt meines Erachtens mit der nicht abgeschlossenen Persönlichkeitsentwicklung der 20 bis 25 jährigen zusammen. Die Fragen: Was will ich? Was kann ich? Wer bin ich? Wer passt zu mir? waren nicht ausreichend beantwortet. Es gab keine Single-Kultur. Dafür ließ die Ehe-Euphorie der der 70er und 80er Jahre weder Zeit noch Raum.

Haben sich die Leute mit ihrem gesellschaftlichen Frust in die Familie zurückgezogen und am FKK- Strand ihre Freiheit ausgelebt?

Liebe, Partnerbeziehungen und Sexualität waren Inseln der Zufriedenheit. In dieser geschützten Intimsphäre, mit einem guten Verhältnis zu Freunden und Kollegen wurden Bedürfnisse ausgelebt, Freizeit verbracht und über Gott und die Welt gequatscht. Die Gesellschaft machte dafür leider zu wenig Angebote. Wenn wir mal von Sport und gehobener Kultur absehen. Es gab keine vielfältigen Subkulturen. Das engte zweifellos viele Lebensformen und Interessen ein oder ließ sie erst gar nicht zu. Aber dass nun die Nackten am Ostseestrand diese Lücke füllten und ein Ausdruck von Freiheit und Freizügigkeit sein sollen, finde ich lächerlich. Es gibt nichts Unerotischeres als einen FKK-Strand mit Dicken, Dünnen, Kleinen und Großen. Freikörperkultur hat einfach etwas mit Gesundheit und Natürlichkeit zu tun. Das hatten Leute schon um 1900 in Deutschland entdeckt. Umso befremdlicher war es, dass es unseren Brüdern und Schwestern aus dem Westen die Schamröte ins Gesicht trieb, als sie die Ostsee eroberten. Hatten sie doch jahrzehntelang zuvor ganz etwas anderes zu sehen bekommen. Sicher sind die Busen und Schwänze, die aus den Zeitungen und Magazinen heraushängen weniger hautnah und mehr etwas für die Fantasie.

Vergeht jungen Leuten die Lust auf das erste Mal, weil heute zu viel und zu offen aufgeklärt wird?

Liebeslust kann man bei jungen Leuten auch bremsen, wenn es gar nichts mehr zu entdecken gibt. Mir sagte mal eine Abiturientin in einer Gesprächsrunde, dass es gar keinen Spaß macht, wenn man dauernd gesagt bekommt, in welchen Körperöffnungen Sex zur Ekstase führt. Das würde sie gern selbst herausfinden. Man sollte sich auch in den Medien wieder mehr darauf konzentrieren, was wirklich gefragt wird. Das war früher in meiner Kolumne "Unter vier Augen" mein Prinzip. Da immer noch die meisten Jugendlichen zwischen dem 16.und 17. Lebensjahr ihre ersten sexuellen Erfahrungen sammeln, so ist das kein Grund zur Beunruhigung und hat gar nichts mit Frustration zu tun. Je weniger verboten und tabuisiert wird, desto geringer sind die Gründe, sich dem zu widersetzen. Insofern trägt eine breite Information und Offenheit - zunehmend auch in den Elternhäusern - dazu bei, sich mit dem Sex etwas Zeit zu lassen.

Ist die lebenslange Liebe eine Illusion geworden?

Die auf Lebenszeit geplante Paarbeziehung ist der Wunsch und der Traum aller Verliebten. In einer Gesellschaft aber, die ständig Flexibilität und Mobilität von ihren Bürgern verlangt, kann auch die Partnerschaft nichts Ruhendes mehr sein. Alles soll sich anpassen und verändern, nur das Partnerleben nicht. Wie soll das gehen? Wir werden uns daran gewöhnen, dass zunehmend Paare nur Lebensabschnitte miteinander verbringen. Darin sehe ich keinen Moralverfall. Das Hohelied auf die lebenslange Ehe verbirgt oft auch Misstöne. Da sage ich: Lieber dreimal neu und glücklich als einmal recht und schlecht.

Was hat die gewonnene Freiheit der Liebe gebracht?

Was die gewonnene Freiheit für die Paare im Osten angeht, so wäre positiv zu sehen, dass es mehr erotische Bereicherung für das Liebesleben gibt. Und dann die unendlich vielen Möglichkeiten, einen Partner überhaupt zu finden. Selbst zum Fremdgehen. Negative Erscheinungen sind für mich das Trennungsjahr, die Anwaltspflicht bei Scheidungen, dass Schwangerschaftsverhütung Geld kostet und schwangere Frauen erklären müssen, warum sie gerade kein Kind möchten.

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Göttergatten

Gedanken zu einem Buch

Jetzt sind endlich mal wieder die Männer dran. Nach fünf Büchern in denen Frauen reden, wurde das Zeit. Aber wenn man es recht bedenkt, ging es bei den Frauen meist auch um die Männer. Um die Liebhaber, um die Ehemänner. Nun aber kommen die Göttergatten (so der Titel des gerade erschienen Buches von Martina Rellin im Diana Verlag) nach den neuen Liebhabern (2001) persönlich zu Wort. Sie dürfen verkünden, was Männer wirklich über ihre Frauen denken.

Das eint alle Bücher der Autorin, die sich dem Nachzeichnen von Protokollen erfolgreich verschrieben hat: Es ist immer das wirkliche, das richtige Leben, und endlich einmal die Wahrheit. Das klingt nach Enthüllung, nach Tabubruch. Es wird etwas ausgesprochen, was bisher noch keiner zu sagen wagte. Wenn der Leser nun Sensationen erwartet, wird er enttäuscht sein.

Begeisterung und Interesse an den Themen wird geweckt, weil sich die Leser, sagen wir mal vor allem die Leserinnen, mitunter selbst entdecken, sich wieder finden mit ihren heimlichen Gedanken, Träumen, täglichen Querelen. Darüber können sie lachen oder betroffen sein. Der klischeehaften Behauptung, dass sich Männer nicht über Probleme in einer Beziehung äußern können, möchte ich widersprechen. Ich bekomme seit Jahren zunehmend mehr Post von Männern, die sich unverstanden fühlen, die verlassen wurden, die um ihre Partnerschaft bangen. Richtig ist, dass sie ihre Befindlichkeiten meist nicht rechtzeitig an die richtige Adresse richten, nämlich an die eigene Partnerin. Aber vielleicht will die das auch gar nicht hören, um hinterher immer wieder zu sagen, dass ihr Mann über nichts mit ihr redet. Richtig ist auch, dass sie ernsthafte Konflikte oft nicht erkennen und von Konsequenzen überrascht werden. Und richtig ist ebenso, dass sie sich auch in Beziehungen einrichten, die nicht so gut laufen, weil sie ohnehin am meisten mit sich selbst zu tun haben.

Und da sind wir wieder bei den Göttergatten aus dem Buch. Wenn man es ganz genau betrachtet, erzählen sie am liebsten und am meisten über sich selbst. Manche in penetranter Selbstdarstellung. Wie Kai, der Sexprotz und Frauenversteher. Der perfekte Mann für die Tagesfreizeit. Er vögelt sich durch die Welt und kann es eine dreiviertel Stunde lang. Schade nur, dass er eine Frau erwischt hat, die seinen Aufbruch in die Vielfältigkeiten der erotischen Leidenschaften nicht mit ihm teilt. Man weiß nicht so recht, wen von den beiden man bedauern soll. Oder der Mann, der einen Fußball als Kopf hat. Wie schön, dass er seine Fußballbraut gerade findet. Ein Maßstab für die Leiden der Männer sind beide nicht. Auffällig an den Erzählungen der Herren ist, dass viele, zu viele, meine ich, Frauen haben, die nach den Geburten der Kinder nicht mehr arbeiten oder eben nur stundenweise oder aus reinem Spaß an der Freude. Die Männer sind die Ernährer, die Ranschaffer. Das geht ihnen auf den Docht. Verständlich. Weil sich nämlich aus den Hausfrauen auch Heimchen am Herd entwickeln. Ganz extrem bei Heiko, der sich zwar nicht trennt, aber ein Eigenleben führt. Ich kenne solche Frauen nicht. Aber vielleicht will die Autorin ganz bewusst auf ein akutes Problem aufmerksam machen, wenn sie z. B. Rolf sagen lässt: "Es läuft in der heutigen Gesellschaft nicht, dass beide berufstätig sind und ein Kind erziehen." Oder Alex, dessen Frau mit der Schwangerschaft aus dem Job raus geht. "…das ist ja so ein standardisierter Lauf", lässt er uns wissen.

Das, was die Männer in dem Buch bewegt, sollten sich Frauen zu Herzen nehmen. Sie brauchen mehr Zuwendung, Interesse und Solidarität. Und Frauen sollen sich hüten, in längst überholte Rollenbilder zu schlüpfen, ohne gleich zur Powerfrau zu werden. Dann könnte es so harmonisch, aber nicht konfliktfrei laufen wie bei Jürgen, der meint: "Wir haben immer gegenseitig beim anderen die Zeiten mitgetragen, in denen es bei einem von uns nicht so lief."

Stoff zum Nachdenken, wenn die Gesamtheit der 17 Themen betrachtet wird. Manche dieser Männer wird man schnell vergessen und denken, ein Glück, dass es nicht meiner ist.

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Verliebt in einen älteren Mann?

Ich bin ledig, habe zwei Kinder und bin in einen Mann über 60 verliebt. Er weiß das, blockt aber ab. Ich merke jedoch, dass er mich mag. Er hat nur Angst, schwach zu werden. Darum weicht er meinen Annäherungen aus. Er will mit keiner mehr zusammen leben. Mir würde auch Wärme und Nähe genügen. Meine Kinder (10 u. 12) finden ihn toll. Wie kann ich ihn überzeugen?
Angela, 36

Am besten gar nicht. Verschwenden Sie Ihre Kräfte nicht. Der Mann ist vernünftig genug, sich nicht auf etwas einzulassen, dass seine verblasste Jugend wieder aufzufrischen könnte. Nehmen Sie seine konsequente Ablehnung nicht persönlich. Zweifeln Sie jetzt bloß nicht an Ihrer erotischen Ausstrahlung. Sicher fiel es ihm schwer, Ihren sehr offenen Angeboten aus dem Weg zu gehen. Da hat lediglich der Verstand über die körperliche Lust gesiegt. Für eine Affäre wollte er sich nicht hergeben. Und er möchte Sie vor Enttäuschung bewahren. Davon gibt es sicher in Ihrem Leben schon einige. Als allein erziehende Mutter von zwei Kindern haben Sie sich gewiss manches anders vorgestellt. Das muss kein Grund sein, in einer Art Torschlusspanik in ein Nest mit Wärme und Nähe zu flüchten. Schauen Sie genau hin! Der Mann, in den Sie sich verliebt haben, ist bereits in einem anderen Lebensabschnitt angekommen. Daran ändert sich auch nichts, wenn man ihm sein Alter nicht ansieht und er voller Power steckt. Er könnte trotzdem Ihr Vater sein. Und das ist es ja vielleicht auch, was Sie unbewusst suchen. Sicherheit, Stärke, Geborgenheit, eine reife Persönlichkeit. Das können junge Männer oft nicht bieten, weil sie zu sehr ihr eigenes Ego pflegen. Das, was Ihnen jetzt so sehr an dem älteren Mann imponiert, wird meist mit der Zurücknahme junger Vitalität bezahlt. Der ältere Partner bestimmt das Tempo. Zwei Bolzkinder jeden Tag, das könnte ihm bald auf die Nerven gehen. Überforderung ist nicht ausgeschlossen. Und das ist nicht nur sexuell zu sehen. Verstehen Sie seine Ablehnung auch als Selbstschutz. Das gilt es zu respektieren. Er gehört eben zu den Sechzigern, die nicht den Verstand verlieren, wenn sie von einem jungen Weib angemacht werden. Wahrscheinlich sind es die meisten. Auch Männer ab vierzig aufwärts sind keine Jünglinge mehr. Sie haben sich die Hörner bereits abgestoßen und wären für Ihre Kinder eine bessere männliche Orientierung als einer, der ihr Opa sein müsste.

Das größte Problem ungleicher Paare ist nicht die unterschiedliche Lebenserwartung, sondern das Fehlen einer gemeinsamen Vergangenheit. Das lässt sich oft nicht mal bei den prominenten Pärchen mit Geld und Luxus auf Dauer weg mogeln.

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Wir schenken uns nichts?

Mein Mann ist nun auch schon auf die Maschen verfallen, dass wir uns nichts mehr zu Weihnachten schenken. Er sagt, er liege damit im Trend. Macht er es sich da nicht etwas zu einfach, weil ihm nichts einfällt? Oder will er nur testen, wie ich darauf reagiere? Britta K., 44

Solche Geschenk-Absagen hört man tatsächlich immer öfter. Umso weniger sind sie ernst zu nehmen. Wie sollte sich der wirtschaftliche Aufschwung entwickeln, wenn das zum Trend werden sollte? Bevor Sie jetzt lange darüber nachdenken, ob Ihr Mann Sie vielleicht hereinlegen will und dann doch etwas aus der Tasche zieht, gehen Sie einfach nicht auf seine Abmachung ein. Jeder kann schließlich schenken oder es sein lassen. Was maßt er sich an, über Ihr Schenkverhalten zu entscheiden? Etwas Gutes hat so eine Ankündigung trotzdem. Es könnte doch ungeheuer prickelnd sein, wenn man gar nicht so genau wüsste, ob man überhaupt etwas bekommt. Damit wäre dem einfachen Warenaustausch ein Kick gegeben. Schenkst du mir, schenk ich dir - das ist doch langweilig. Eltern machen es von jeher spannender. Sie drohen rechtzeitig an, dass der Weihnachtsmann, würde sich nicht bald dieses und jenes ändern, wahrscheinlich gar nicht vorbeikommt. Was für ein Bangen und Hoffen.

Zu sagen, wir schenken uns nichts kann auch als eine Art Befreiungsschlag gegen zwanghaftes Schenken verstanden werden. In der Tat geht es dabei oft gar nicht mehr um den Beschenkten, sondern um uns selbst. Wir wollen mit dem Geschenk glänzen wie nach einer guten Tat. Schenken erhöht den eigenen Wert, macht einen Augenblick lang bedeutend. Zuneigung und Dankbarkeit sind einem sicher. Selbst der Geizkragen lässt sich nicht lumpen. Zumindest gibt er das weiter, was er selbst im vergangenen Jahr bekommen hat. Psychologen wollen Menschen, die immer gern und großzügig schenken, sogar Unsicherheit und vermindertes Selbstwertgefühl bescheinigen. Wenn es so ist, dass man sich mit Schenken selbst ein Armutszeugnis für eine gestörte Persönlichkeit ausstellt, dann wäre es vernünftig, wirklich nichts, aber auch gar nichts mehr zu verschenken. Aber möglicherweise wurde schenken hier mit bestechen verwechselt. Beides liegt in gewissen Ebenen so nah. Das wirkliche Schenken existierte in der Menschheitsgeschichte bereits vor dem Handel mit Waren. Wenn ein anderer Stamm besucht wurde, legten unsere Vorfahren zum Zeichen der Freundschaft eine Gabe ab. Folgen wir dieser uneigennützigen Tradition. Eine Gabe, nicht ein ganzer Sack voll! Schließlich verlangt Schenken auch Aufmerksamkeit für einen Menschen, für das, was wirklich Freude machen kann. Und dieser kleinen Mühe darf sich jeder ab und zu unterziehen. Die Anlässe sind dafür da, das nicht zu vergessen.

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Alt und jung unter einem Dach?

Meine Kinder wohnen weit entfernt von mir. Mein Sohn sagte mir klipp und klar, dass er in einem Betreuungsfall nicht zur Verfügung steht. Darum schlug er vor, dass ich mit in sein Haus ziehe. Ich verstehe mich auch mit der Schwiegertochter und den Enkel gut, habe aber doch Angst, dass das täglich für alle zu einer Belastung wird. Mein Zögern hat nun dazu geführt, dass alle beleidigt sind. Was soll ich machen?
Elfriede K., 66

Ihre Zweifel sind erlaubt. Sie bewahren auch Ihre Kinder davor, zu schnell aus dem Bauch heraus zu entscheiden und lediglich aus einem Pflichtgefühl heraus zu handeln. Oft steht dahinter bei der jüngeren Generation keine ganz bewusste Entscheidung mit allen Konsequenzen. Zumal es bei Ihnen im Moment ja auch noch gar keine Anzeichen von Hilfsbedürftigkeit gibt. Man möchte sich nur nicht nachsagen lassen, sich nicht rechtzeitig um die Mutter gekümmert zu haben. Ausgangspunkt solcher familiärer Debatten sind zweifellos die Horror-Szenarien, die ständig zu der überalterten Gesellschaft in den Medien stattfinden. 60jährige lauern auf erste Anzeichen von Demenz, sehen sich mit dem Rollator durch den Supermarkt schurren, schauen angstvoll auf die Preise von Heimen, die die Endversorgung übernehmen könnten. Und müsste man nicht bald einen Treppenlift bestellen? Dabei sind viele noch quieklebendig. Tragen kurze Röcke und offene Hemden, rennen durch die Wälder, reisen, flirten, verlieben sich. Man muss aufpassen, dass die sicher berechtigten Vorsorgebemühungen das Alter nicht nur noch als einen defizitären Lebensabschnitt kennzeichnen, vor dem sich alle fürchten müssen. Darum meine ich, lassen Sie sich durch das gut gemeinte Angebot Ihrer Kinder nicht zur alten Frau stempeln. Lassen Sie sich Zeit, alle möglichen Stolpersteine eines solchen Zusammenlebens zu durchdenken.

Seit Jahrzehnten leben Sie und Ihre Kinder getrennt voneinander. Da entwickeln sich eigene Gewohnheiten, ein individueller Lebensstil. Nichts ist mehr mit dem vergleichbar, was man noch aus der Zeit der Elternschaft kennt. Anpassung wird immer von dem Dazugekommenen erwartet. Die Aufgabe Ihrer bisherigen Selbständigkeit kann in eine Abhängigkeit aus Dankbarkeit führen. Nicht akzeptierte unterschiedliche Erfahrungen auf beiden Seiten erzeugen Rechthaberei.

Es ist bei allem guten Willen, immer auch zu prüfen, ob die wohnlichen Bedingungen notwendigen Abstand ermöglichen. So persönliche Bereiche wie Küche und Bad, sind, wenn sie gemeinsam genutzt werden müssen, ein absolutes Nadelöhr.

Sicher haben Sie einen Freundeskreis und auch eine Beziehung zu Ihrer jetzigen Heimat. Ein Umzug weit weg würde alle diese Bindungen zerschneiden. Schlimm ist es, wenn man mit dem neuen Zusammenleben nur noch die Kinder hat und ohne eigene Interessen und Aufgaben den Tag verbringt. Betrachten Sie darum das Angebot der Kinder als Option. Halten Sie sich zunächst einmal zu unterschiedlichen Jahreszeiten länger im Hause Ihres Sohnes auf. Da verschwindet die Besuchsatmosphäre zugunsten der täglichen Realität. Schauen Sie sich um, ob eine kleine Wohnung ganz in der Nähe des Sohnes den Bedarf an möglicher Hilfe nicht auch gewährleisten könnte.

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Abstand und Nähe?

Wenn ich daran denke, dass ich meine Ehe bis ans Lebensende ertragen muss, wird mir schlecht. Ich hatte vor 15 Jahren als Mutter mit zwei Kindern zum zweiten Mal geheiratet. Der Mann, der mir als toller Kerl begegnete, geht inzwischen nur noch seinen sehr eingeschränkten Interessen nach und hat entsprechende Kumpel. Mit denen versteht er sich wunderbar. Über alles werden blöde Witze gemacht. Ich kann darüber nicht lachen. Natürlich verstehe ich dann keinen Spaß. Über ernsthafte Dinge, wie über unsere partnerschaftliche Situation, kann man mit ihm überhaupt nicht reden. Es wird dann nur gestritten. Andererseits ist er ein tüchtiger, geschickter und fleißiger Mann. Das Haus, in dem wir wohnen, braucht handwerkliche Begabung und unsere materielle Situation macht eine Trennung unmöglich. Lässt sich daraus noch etwas Erträgliches machen?
Karina K., 55

Der Trend, sich nach der Lebensmitte und vielen Ehejahren zu trennen, nimmt zu. Seit 2000 gibt es einen sichtbaren Anstieg von Scheidungen älterer Paare mit langer Ehedauer. Gegenwärtig machen sie etwa 20 Prozent aller Scheidungen aus. Ausgangspunkt solch mutiger Entscheidungen ist die höhere Lebenserwartung von Frauen und Männern. Da fragen sich Paare in problematischen Beziehungen, die noch 20 oder 30 Jahre vor sich haben - so wie Sie - ob es das gewesen sein soll. Mancher wird denken, was will die Frau eigentlich? Der Mann ist tüchtig, geht nicht fremd, ist lustig statt aggressiv, säuft nicht. Genau solche offensichtlichen und akuten Gründe sind es meist nicht, die ältere Paare auseinander treiben. Unzufriedenheit, Missstimmungen, starke Meinungsverschiedenheiten, unterschiedliche Lebensansprüche bestimmten ständig das Auf und Ab dieser Partnerschaften. Eine Art Schwelbrand. Wenn Sie zurück blicken, werden Sie feststellen, dass es im gesamten Eheverlauf immer Konflikte gab. Und vielleicht hatten Sie in der Tat einen fröhlichen "Handwerker" geheiratet, der damals wohltuend praktisch in Ihren Alltag als allein stehende Mutter trat. Die Bedürfnisse nach Anlehnen, Hilfe und Sex wurden zunächst befriedigt, wirklich gemeinsame Lebensansprüche haben sich aber nie entwickelt. Das trifft Sie nun, da Sie sich mit der Selbständigkeit der Kinder zunehmend wieder auf partnerschaftliches Miteinander orientieren mussten, wie ein Hammer. Sie fühlen sich einsam mit Ihren Gedanken und Gefühlen. Dieser Zustand kann sich verschärfen wenn Sie und Ihr Mann in einigen Jahren nicht mehr berufstätig sein werden. Solche verbiesterten älteren Ehepaare trifft man auffällig häufig beim gemeinsamen Einkauf. Offensichtlich das einzige Erlebnis, das im wahrsten Sinne des Wortes Leib und Seele zusammenhält. Vor dieser Leere in Ihrem Leben fürchten Sie sich zu Recht.

Ihr Mann hat solche Sorgen nicht. Er hat sein Leben mit Hobbys und Freunden eingerichtet.

Hier findet er Bestätigung, Spaß und die Themen, die ihn interessieren. Er braucht die Ehe nicht zum Gedankenaustausch. Darum merkt er auch nicht, dass Sie unter den gegenwärtigen Umständen leiden.

Was ihm außerhalb der Ehe gelingt, sollten auch Sie versuchen. Anstatt ständig mit ihm zu streiten, könnten Sie etwas dafür tun, Ihre Interessen zu pflegen und Ihre Ansprüche zu verwirklichen. Nehmen Sie Kontakt zu Freundinnen auf, die sich vielleicht auch schon wegen Ihres Mannes zurückgezogen haben. Suchen Sie nach Interessengruppen in Ihrer Umgebung. Bringen Sie sich ein, machen Sie mit, treffen Sie sich regelmäßig mit Leuten mit denen Sie reden können. Das wird Sie entspannter im Umgang mit Ihrem Mann machen. Und vielleicht entwickelt er sogar etwas Neugier auf Ihre Eigenständigkeit. Das könnte neue Anziehungspunkte schaffen.

Gucken Sie welche Gemeinsamkeiten Sie beide trotz der Zerwürfnisse haben, um eine Scheidung auszuschließen. Materielle Nöte und Versorgungsängste im Alter sind schon ein gewichtiger Grund Formen von Abstand und Nähe zu probieren.

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Verfolgt vom Schneewittchen-Syndrom?

Ich bin glücklich mit meinem Partner, wenn die Eifersucht auf andere Frauen nicht wäre. Ich bin attraktiv, werde aber nur von negativen Gedanken geplagt, er könnte andere besser finden. Ich traktiere ihn dann mit schlechter Laune bis hin zu Liebesentzug. Dabei fürchte ich nicht mal, er könnte mich betrügen. Ich war früher diejenige, die fremdgegangen ist. Ist das noch kontrollierbar?
Irina L., 39

Ich meine, Sie sind eigentlich nicht eifersüchtig. Solche Frauen bespitzeln, spionieren, durchwühlen, forschen nach. Und sie behaupten Untreue. Diese Mühe machen Sie sich gar nicht. Sie tyrannisieren sich und den Mann mit neidischen und selbstsüchtigen Gedanken. Sie provozieren immer wieder, um Beachtung und Bewunderung zu erzwingen. Das war auch der Grund für frühere Seitensprünge, auf die Sie immer noch stolz sind. Vielleicht schleppen Sie da prägende Erlebnisse mit? Manchmal wird ein Stachel gesetzt, wenn andere, scheinbar auffälligere Menschen sich immer in den Vordergrund rücken. Möglicherweise sind Sie aber auch bereits ein Opfer heutiger Konditionierung, bei der das Selbstwertgefühl nur noch vom guten Aussehen bestimmt wird. So denken Sie bereits bei der Wahrnehmung anderer Frauen nur in äußerlichen Kategorien und unterstellen diese dem Mann. Nun ist er der Prellbock für Ihre Launen. Ihr Verhalten tendiert zum Schneewittchen-Syndrom. Sie erinnern sich an das Märchen, in dem die Stiefmutter immer die Schönste sein wollte? Um ihren Frust abzureagieren, dachte sie sich allerhand Grausamkeiten aus. In Ihrem Falle wird der Mann mit Liebesentzug bestraft. Er ist der eigentlich Leidtragende. Seine Beteuerungen, dass er Sie liebt und für ihn die Schönste sind, verpuffen an tauben Ohren. Darum brauchte er eher Beratung als Sie, um sich erfolgreich zu wehren. Parallel dazu könnten Sie lernen, ein realistisches Bild von sich selbst zu entwickeln, das Konkurrenzsituationen aushält. Damit beschäftigen sich Verhaltenstherapeuten. Mit ein bisschen gutem Willen schafft man das auch selbst. Eine wichtige Voraussetzung ist mehr Achtung vor dem Partner und mehr Blicke auf seine Bedürfnisse. Wer sich um andere kümmert, läuft weniger Gefahr, mit schlechten Gefühlen zu verkümmern und sich für den Nabel der Welt zu halten.

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Reanimierte Gefühle?

Unsere Ehe war eintönig und festgefahren. Keine gemeinsamen Interessen, keine Themen mehr. Ich fühlte mich nicht geliebt. Im Urlaub lernte ich meinen Freund kennen und bin zu Hause ausgezogen. Leider macht mein Freund keine Anstalten, sich von seiner Frau zu trennen, obwohl da gar nichts mehr läuft. Ich möchte nicht ewig die Zweitfrau oder gar allein bleiben und wollte ihm schon ein Ultimatum stellen. Manchmal denke ich, ob ich nicht vielleicht doch noch meinen Mann liebe?
Doris, 51

Sie hatten gute Gründe, einen scharfen Schnitt zu ziehen. Paare, die über nichts mehr miteinander reden können, sich lautlos entfremden und emotional bereits verkrustet sind, befinden sich in einem weit fortgeschrittenen ehelichen Zerstörungsprozess. Eine Umkehr ist hier weit aus weniger möglich, als bei solchen, die sich anschreien und noch Gefühle zeigen, wenn auch negative, wie Wut und Hass. Sie haben sich nicht getrennt, weil Sie sich und Ihrem Mann ein eigenständiges Leben ermöglichen wollten, sondern weil da plötzlich ein neuer Mann aufgetaucht ist. Der hatte es natürlich sehr leicht, alles besser und anders zu machen. Liebes-Euphorie ist ein denkbar schlechter Berater bei Trennungen. Der Verstand schaltet sich aus. Die Frage: Was gewinne und was verliere ich? wird nicht mehr gestellt. Dass in problematische Ehen Liebesabenteuer einbrechen, ist fast zu erwarten. Abzuwarten bleibt jedoch, ob sie den Konflikt verschärfen oder vielleicht sogar entspannen. Der sichtbare Verlust kann bei einem verlassenen Mann ein Kämpfer-Herz mobilisieren, während sie die ersten Macken des Neuen entdeckt. Das hilft mitunter, wieder zu sich und zusammen zu kommen. Sie sind aber einfach wie Hans im Glück davon gerannt. Dem blieb am Ende auch nur sein alter Schleifstein. Ernsthaftes Verlassen setzt immer voraus, auch mit sich allein leben zu können. Aus der neuen Eigenständigkeit und Unabhängigkeit entsteht Kraft für eine neue Beziehung. Dass Sie dem Freund ein Ultimatum stellen wollen, damit er sich zu Ihnen bekennt, macht Ihren Mangel an Vertrauen sichtbar. Starke Zweifel, der Favorit Ihres Herzens könne schlapp machen, haben Sie verunsichert. Da greifen Sie lieber auf den Bestand zurück. Die reanimierten Gefühle für Ihren Mann sind nur ein Produkt nicht aufgegangener Träume. Das ist zu wenig, die Ehe umzukrempeln. Mit dem Spatz in der Hand wird das nicht gelingen.

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